Interview Walter ≠ Bauhaus
Interview Walter ≠ Bauhaus

Interview mit Larissa Barth von Walter ≠ Bauhaus

Larissa Barth macht Konzeptkunst, meistens in einem gesellschaftskritischen Bereich in ganz verschiedenen Medien.

Im Interview sprachen wir mit ihr über die Entstehung und Entwicklung des Projekts und die Reaktionen darauf, über Feminismus in der Kunst und notwendige Veränderungen in der Wahrnehmung von Geschlechtern.

Das Interview führten Stefanie und Sabine am 26. Februar 2021.

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Bei vetofeminists haben sich FIT*(Frauen*Inter*Trans*)-Menschen zusammengefunden, um Sexismus auf verschiedenen Ebenen zu thematisieren und was dagegen zu tun – innerhalb und außerhalb des vetos. Sie tauschen sich aus der Betroffenheitsperspektive aus, schärfen den Blick für sexistische Strukturen im (veto-)Alltag und fordern alle anderen Beteiligten, Aktiven, Besucher*innen und Gäste auch auf dies zu tun. So wollen sie einen sensiblen Raum schaffen, diskriminierungsarmes Verhalten fördern und sexistische Zustände aufbrechen. Die vetofeminists sind eine Gruppe, die zum veto gehört. Das veto ist ein selbstverwalteter Raum für linke Kultur und Politik in Erfurt. Es wurde 2011 gegründet, um nach der Räumung des besetzten Hauses wieder einen Ort für Subkultur und linke Politik zu schaffen. Das veto ist sehr vielfältig und bietet Raum für verschiedene Menschengruppen sowie kontroverse linke Meinungen und Positionen.

Walter ≠ Bauhaus

Walter ≠ Bauhaus (walterisnotequaltobauhaus/ Walter ist nicht gleich Bauhaus) war Teil von Larissas Diplomarbeit an der Bauhaus Universität Weimar. Das Projekt besteht aus einer Fotoserie von mittlerweile 108 Portraits, die unter anderem auf Instagram zu sehen sind. Die Serie macht nicht-cis-männliche Personen sichtbar, die im Zusammenhang mit dem Bauhaus arbeiten, studieren oder forschen. Damit möchte Larissa der bisherigen Repräsentation des Bauhauses entgegenwirken und dem ein neues Bild entgegenstellen, um die Repräsentation des zeitgenössischen Bauhauses zu verbessern.

Instagram: https://www.instagram.com/walterisnotequaltobauhaus/?hl=de

E-Mail: walterisnotequaltobauhaus@gmail.com

DAS INTERVIEW

Stefanie: Hallo Larissa. Wie hast du die Idee zu Walter ≠ Bauhaus entwickelt und worum handelt es sich?

Larissa: Der Ausgangspunkt war für mich auf jeden Fall die bisherige #Repräsentation sowohl des historischen als auch des zeitgenössischen Bauhauses. Gerade auch die Repräsentation der Geschichte im neuen Bauhausmuseum war für mich sehr enttäuschend und der Grund, warum ich dieser bisherigen Repräsentation, die hauptsächlich durch #cis-männliche Personen und deren Arbeiten geprägt ist, auch etwas entgegenstellen und dem entgegenwirken will. MEHR LESEN

Stefanie: Wie waren denn die Reaktionen auf das Projekt Walter ≠ Bauhaus?

Larissa: Noch bevor jemand auf das fertige Projekt reagieren konnte, stand ja erst mal die Reaktion auf den Open Call und alleine die war ganz großartig. Schon nach drei Monaten hatten sich über 60 Personen gemeldet, um sich fotografieren zu lassen und wir hatten da schon über 600 Follower:innen und das war einfach auch eine Bestätigung für die Relevanz dieses Themas, das war ganz wunderbar. MEHR LESEN

Sabine: Also Fortsetzung folgt. Hast du dazu schon konkrete Ideen oder Pläne was als nächstes passieren kann?

Larissa: Also einerseits möchte ich auf jeden Fall weiter Personen porträtieren, einfach auch um das diverse Bild des Bauhaus heute zu zeigen und dem gerecht zu werden. MEHR LESEN

Gerade auch die Repräsentation der Geschichte im neuen Bauhausmuseum war für mich sehr enttäuschend und der Grund, warum ich dieser bisherigen Repräsentation, die hauptsächlich durch cis-männliche Personen und deren Arbeiten geprägt ist, auch etwas entgegenstellen und dem entgegenwirken will.

Stephanie: Kannst du vielleicht nochmal kurz davon erzählen, wie es zur Fassadenprojektion kam?

Larissa: Also ich habe die Fassade des Bauhausmuseums ausgewählt als den Ort, der stellvertretend ist für die Repräsentation. Das gehört auch zu den positiven Reaktionen, dass ich auf meine aufwändige Anfrage an das Bauhausmuseum mit der großen Besorgnis, eine Absage zu erhalten, tatsächlich eine Zusage bekommen habe. Diese Möglichkeit war durchaus nicht selbstverständlich. MEHR LESEN

Sabine: Vernetzt zu sein ist also wichtig in allen Bereichen. Wie sieht es denn mit feministischer Vernetzung im Kunstbereich in Thüringen aus? Gibt es das überhaupt und wenn ja, wie sieht die Vernetzung aus?

Larissa: Ich denke es gibt tatsächlich keine Vernetzung im Kunstbereich oder nur sehr wenig. Es ist eher so, dass sich Einzelprojekte an verschiedenen Stellen mal zusammenfinden, sei es zur Umsetzung einer Veranstaltung oder ähnlichem. MEHR LESEN

Sabine: Du beschäftigst dich mit Geschlecht, Repräsentation und Geschlechterrollen. Würdest du dich in deinem künstlerischen Schaffen explizit als Feministin bezeichnen?

Larissa: Ich würde mich selbst auf jeden Fall als Feministin bezeichnen, meine Kunst im Gesamten ist für mich Gesellschaftskritik und damit ist meine Kunst auch feministisch, aber nicht nur. MEHR LESEN

Stefanie: Du hast ja auch schon gesagt, dass es dich grundsätzlich interessiert, wie Gesellschaft mit Geschichte umgeht. Deine Portrait-Reihe wird ja vielleicht auch in 100 Jahren ein zeitgeschichtliches Dokument sein. Kannst du dir das vorstellen?

Larissa: Mich interessiert gerade die Verbindung aus Kunst und Zeitgeschichte oder deren Dokumentation. Und es ist ja eben auch so, dass viele Kunstwerke im Museum nicht einfach als Kunst betrachtet werden, sondern zu einem zeitgeschichtlichen Dokument werden. MEHR LESEN

Sabine: Hast du Vorbilder oder Künstler*innen, die dich besonders inspiriert oder auf deinem Weg begleitet haben?

Larissa: Das ist eine gute Frage. Tatsächlich muss ich gestehen, dass auch meine gesamte Bildung im Kunstbereich von cis-männlichen Vertretern dominiert ist und deshalb selbst ich, die ich in einem feministischen Bereich tätig bin oder mit einem feministischen Blick Kunst mache, ganz grundsätzlich viel weniger genderqueere oder weibliche Personen im Kunstbereich kenne als cis-männliche. MEHR LESEN

So sehr sie jetzt gerade auch Intervention im öffentlichen Raum, gemeinschaftliches Projekt und Netzwerk ist, soll sie vor allem dem Umstand entgegenwirken, dass in 100 Jahren wieder jemand dastehen und sagen kann: „Ja, aber wir wissen ja nichts über diese Personen und wir haben ja keine Dokumente dieser Personen und können da jetzt ganz aufwändig recherchieren nach wenigen Überbleibseln ihres Wirkens“. Das kann spätestens durch diese Fotoserie über die Personen, die in Weimar und Umkreis im Zusammenhang mit dem Bauhaus stehen, niemand mehr sagen.

Stefanie: Würdest du sagen, dass es im Kunstbereich oder in Teilbereichen davon eine Entwicklung gibt, weg von dem Fokus auf cis-männlichen Personen und hin zu vielfältigeren Perspektiven?

Larissa: Ich habe mich tatsächlich auch im Rahmen meiner Diplomarbeit sehr ausführlich damit beschäftigt wer im Kunstbereich tätig ist in den verschiedenen Bereichen und wer im Geschichtsbereich tätig ist. MEHR LESEN

Sabine: Was glaubst du bräuchte es noch, um da weitere Verbesserungen zu erreichen, vielleicht auch an strukturellen Veränderungen?

Larissa: Es gibt ja viele grundlegend gute Ideen, auch in feministischen Kreisen und in der „ganz normalen Politik“. Natürlich müssen wir alle Bereiche des Lebens familienfreundlicher machen. MEHR LESEN

Stefanie: Das hat mich an eine spannende Radiosendung erinnert, in der es darum ging, dass in der Kunstgeschichte der überwiegende Anteil der Studierenden weiblich ist, aber wenn man dann in die Leitung der Museen guckt, sind es fast nur cis-Männer.

Larissa: Das liegt eben daran, dass wir Frauen vor allem nachteilig betrachten, ihnen weniger zutrauen und generell Attribute zuschreiben, die eben gegen die Tätigkeit in einer Führungsposition sprechen. Vor allem besteht immer noch diese furchtbare Verknüpfung von „Du hast einen cis-weiblichen Körper, du bist grundsätzlich gebärfähig, deshalb wirst du irgendwann Kinder bekommen und deshalb können wir dich sowieso nicht einstellen, befördern oder dir wichtige Positionen geben, weil dann bist du plötzlich mehrere Monate oder Jahre weg“. Das ist einfach immer noch ein ganz grundlegendes Problem, abseits von all diesen anderen kleine Problemen, die sich darauf aufstapeln. MEHR LESEN

Stefanie: Du hast auch ein Projekt gemacht, bei dem du verschiedene Personen von hinten in unterschiedlicher Kleidung fotografiert hast und da ist mir auch ganz stark aufgefallen, dass ich mich auch nicht den Assoziationen erwehren kann, die dabei entstehen.

Larissa: Wir können uns dem ja auch nicht entziehen. MEHR LESEN

Sabine: Vielen Dank für deine Zeit und die Impulse.

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