Interview Vetofeminists
Interview Vetofeminists

Interview mit Anja und Caro von den vetofeminists

Anja und Caro sind zwei von mehreren Personen und damit auch Stimmen und Meinungen innerhalb der Vetofeminists. Mit ihnen sprachen wir im Interview über die Hintergründe ihrer Gruppe, das Zusammenarbeiten trotz inhaltlicher Differenzen, Veränderungserfordernisse in linken Räumen und Strukturen sowie ihre Wünsche an die feministische Landschaft in Thüringen.

Das Interview führten Stefanie und Stephanie am 08. Februar 2021.

Inhaltswarnung: In diesem Interview wird von sexualisierter Gewalt berichtet.

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Bei vetofeminists haben sich FIT*(Frauen*Inter*Trans*)-Menschen zusammengefunden, um Sexismus auf verschiedenen Ebenen zu thematisieren und was dagegen zu tun – innerhalb und außerhalb des vetos. Sie tauschen sich aus der Betroffenheitsperspektive aus, schärfen den Blick für sexistische Strukturen im (veto-)Alltag und fordern alle anderen Beteiligten, Aktiven, Besucher*innen und Gäste auch auf dies zu tun. So wollen sie einen sensiblen Raum schaffen, diskriminierungsarmes Verhalten fördern und sexistische Zustände aufbrechen. Die vetofeminists sind eine Gruppe, die zum veto gehört. Das veto ist ein selbstverwalteter Raum für linke Kultur und Politik in Erfurt. Es wurde 2011 gegründet, um nach der Räumung des besetzten Hauses wieder einen Ort für Subkultur und linke Politik zu schaffen. Das veto ist sehr vielfältig und bietet Raum für verschiedene Menschengruppen sowie kontroverse linke Meinungen und Positionen.

Die vetofeminists

Die vetofeminists haben sich Ende 2017 gegründet. Trans- und cis-Frauen, die im veto organisiert sind, haben sich damals als Gruppe innerhalb des vetos zusammengetan, um spezifisch die Interessen von Trans und cis Frauen zusammenzubringen und eben auch nach außen zu treten und das in einem geschützten Rahmen. Das veto ist ein selbstverwalteter Raum für linke Kultur und Politik in Erfurt. Es wurde 2011 gegründet, um nach der Räumung des Besetzten Hauses wieder einen Ort für Subkultur und linke Politik zu schaffen. Das veto ist sehr vielfältig und bietet Raum für verschiedene Menschengruppen sowie kontroverse linke Meinungen und Positionen.

Webseite: veto.blogsport.de/vetofeminists E-Mail: vetofeminists@lists.riseup.net

DAS INTERVIEW MIT VETOFEMINISTS

Stefanie: Hallo Anja, Hallo Caro. Wie habt ihr euch als vetofeminists zusammengefunden?

Anja: Es gab einen Auslöser zum Thema #sexualisierte Gewalt, wo wir uns zusammengesetzt und überlegt haben, wie wir solidarisch sein und Betroffene unterstützen können. Das war damals ein Novum für uns. Zum anderen ging es ganz konkret um das veto an sich. Da ist uns aufgefallen, dass die Arbeitsteilung unseres Erachtens doch sehr geschlechtsspezifisch zu Ungunsten von weiblich gelesenen Personen oder weiblichen Personen abläuft. Wir haben angefangen uns regelmäßig zu treffen und haben auch offen unsere Diskussionsstände oder Diskussionsbedarfe ins veto-Plenum hineingetragen, die Gruppe sollte schon ein Teil des vetos sein. Wir haben ein gemeinsames Interesse zu einem Problem oder einer Thematik und tragen das ins veto-Plenum rein und versuchen dann (im besten Fall) gemeinsam mit unseren männlichen Genossen da eine Lösung zu finden oder Sachen anzustoßen und anzuregen.

Stefanie: Habt ihr als Gruppe ein gemeinsames Verständnis von Feminismus?

Anja: Tatsächlich haben wir uns des Öfteren die Frage gestellt, inwiefern wir ein Selbstverständnis formulieren sollten. Wir haben mehrmals darüber diskutiert und das dann aber wieder fallengelassen, weil verschiedene feministische Ansätze vorhanden sind. MEHR LESEN

Stefanie: Was habt ihr für Maßnahmen oder Ideen für das veto erarbeitet? Wie könnt ihr diesen Prozess beschreiben? Und was hat sich am veto durch eure Arbeit verändert?

Caro: Die erste Veränderung war überhaupt die Idee alle im veto aktiven #trans– und #cis-Frauen zusammenzubringen und in Austausch zu kommen, um dann das Besprochene ins Plenum zu tragen, also sich als gemeinsame Stimme zu artikulieren und damit eine höhere Sichtbarkeit zu schaffen. MEHR LESEN

Aber mit der Feststellung, dass wir auch gemeinsam was reißen und auch die Erfahrung zu machen, dass wir das gemeinsam hinkriegen oder es kleine Entwicklungsschritte gibt und wir es schaffen uns zu organisieren, hat gezeigt, dass es sinnvoll ist. Wie will man sonst politisch was erreichen?  

Stephanie: Das klingt ja als hätte sich auch der Umgang mit euch als Gruppe durch die anderen Nutzer:innen des vetos verändert. Wie ist es dann weitergegangen und wie habt ihr die Reaktion auf eure Arbeit erlebt und wie hat sich diese verändert?

Caro: Ich weiß nicht, ob das immer eins zu eins auf unsere Arbeit zurückzuführen ist, weil es war ja zeitlich einzuordnen in eine Vielzahl an veröffentlichten #Outcall-Statements von Frauen, die von #sexueller Gewalt in linken Räumen betroffen sind. Es gab auch Fälle sexueller Gewalt im veto. Wir haben das untereinander besprochen, selbst Statements oder Solidaritätsbekundungen geschrieben, diese ins veto-Plenum mitgenommen und Solidarisierung eingefordert. MEHR LESEN

Stephanie: Was macht ihr als Gruppe, um euch zusammenzuhalten, was bestärkt euch oder macht euch Spaß, damit man so einen Gruppenprozess miteinander auch aushalten kann?

Caro: Das ist eine schwierige Frage, weil uns das zusammenbringt, wo Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen. Wir verbrachten viele Abende mit Kippe und Bier, an denen wir gleichzeitig gelacht, geweint und uns ausgekotzt haben. Das Gefühl des Empowerments kommt aus diesem Prozess. Und wenn ich unzufrieden aus einem Treffen ging, habe ich mir dann woanders meinen Wohlfühlraum gesucht, um wieder bei vetofeminists reinpowern zu können. MEHR LESEN

Stephanie: Wie geht ihr mit inhaltlichem Dissens um?

Anja: Wir hatten zu ganz verschiedenen Thematiken Differenzen. Erstmal haben wir versucht das sichtbar und ansprechbar zu machen. MEHR LESEN

Stephanie: Gibt es Strukturen oder Wissen, an deren Erfahrungen ihr anknüpft in eurer Arbeit oder ist es eher so learning by doing, also sich von Fall zu Fall zu überlegen, was ist unsere Theorie, die wir haben, wie setzen wir es in der Praxis um oder habt ihr konkrete andere Gruppen oder Konzepte als Vorbild?

Caro: Ich denke, dass wir alles zusammenschmeißen, was wir mitbringen an Theorie- und Praxiserfahrungen. Die Herausforderung ist, zu reflektieren, dass das verschiedene Mischungen aus Erfahrungen und Theorien sind – was man im Moment dann vielleicht gar nicht wissen kann und es ist wichtig, sich untereinander abzuholen. Das gelingt manchmal nicht und es bleibt ein Unverständnis füreinander, um später festzustellen, dass es an unterschiedlichen (Wissens-)Sozialisationen liegt. MEHR LESEN

Stephanie: Was ist denn die größte Herausforderung für euch als vetofeminists?

Caro: Ich versuche es mal anhand von einer Party, wie ich sie mir wünschen würde. Auf Parties möchten alle feiern und ein bisschen die Kontrolle verlieren und gleichzeitig darauf vertrauen können, es gibt einen Respekt voreinander und miteinander, niemand glotzt, niemand tatscht und es stehen nicht nur Typen auf der Bühne, sondern auch Frauen und auch Typen hinter der Bar. Auf so eine Party hab ich Lust. Bis dahin ist es aber noch weit. MEHR LESEN

Ich versuche es mal anhand von einer Party, wie ich sie mir wünschen würde. Auf Parties möchten alle feiern und ein bisschen die Kontrolle verlieren und gleichzeitig darauf vertrauen zu können, es gibt einen Respekt voreinander und miteinander, niemand glotzt, niemand tatscht und es stehen nicht nur Typen auf der Bühne, sondern auch Frauen und auch Typen hinter der Bar. Auf so eine Party hab ich Lust.

Stefanie: Wünscht ihr euch, dass sich durch eure Arbeit auch andere ermutigt fühlen Gruppen zu gründen, in denen sich Frauen, Inter und Trans*Personen zusammenfinden und vor Ort aktiv werden?

Anja: Erfahrungen austauschen, Bündnisse schmieden, das finde ich sehr gut und begrüßenswert. Ich merke aber auch den Wunsch, dass man inhaltliche Differenzen auch mal diskutiert. Ich würde mich freuen über eine Lust am feministischen Streiten, wie #Koschka Linkerhand es ausgedrückt hat. Und trotz unterschiedlicher theoretischer Bezüge zu schauen, wo wir gemeinsame Ziele haben und wo können wir gemeinsam kämpfen. MEHR LESEN

Stephanie: Wir wollen gerne noch wissen, was ihr für Wünsche an die feministische Landschaft in Thüringen, in Bezug auf Vernetzung, aber vielleicht auch in Bezug auf andere Punkte habt.

Anja: Ein solidarisches Zusammenarbeiten ist mir als erstes eingefallen. MEHR LESEN

Stefanie: Vielen Dank für das Interview und die wichtigen Impulse.

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