Im Interview mit ihr sprachen wir über ihre Arbeit im Frauenhaus Gotha, die Organisation und Bedeutung von Frauenhäusern im Allgemeinen, aktuelle und immerwährende Herausforderungen, die Gründungszeit der Frauenhäuser nach der Wende, über das Verhältnis zwischen Umgangsrecht und Frauenschutz, aber auch über die schönen Momente ihrer Arbeit.
Das Interview führten Natalie und Stefanie am 07. Januar 2021.
Inhaltswarnung: In diesem Interview wird von häuslicher Gewalt, Konflikten bei der Durchsetzung des Umgangs- und Sorgerechts sowie von Gewalt gegen Kinder berichtet.
Das Frauenhaus Gotha gibt es seit 1992. Es ist zuständig für die Stadt und den Landkreis und bietet dort Frauen und deren Kindern, die von körperlicher, seelischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen sind Schutz, Sicherheit, Hilfe und Beratung. Darüber hinaus bieten die Mitarbeiterinnen auch persönliche Beratung unabhängig von der Aufnahme ins Frauenhaus an.
Anja Wild ist seit 2016 die Leiterin des Frauenhauses. Sie ist vor allen Dingen für die Finanzen verantwortlich und hauptverantwortlich für den reibungslosen Ablauf, aber auch bei alle anderen Aktionen und Verantwortlichkeiten mit dabei.
Natalie: Hallo Anja. Beginnen wir doch bei der Struktur. Wie ist denn an sich das Frauenhaus Gotha organisiert. Wer arbeitet alles mit, wer ist Träger und gibt es auch Ehrenamtliche?
Anja: Der Träger ist ein Trägerverein, wie bei den meisten Frauenhäusern in Thüringen. Das ist geschichtlich begründet. 1992 haben sich viele Frauen zusammengetan und haben erst einen Verein gegründet und dann eben die Frauenhäuser. Weil die Frauenhäuser einen Trägerverein brauchen, der sozusagen die Geschäftsführung übernimmt, ist das in Gotha auch so. Das ist der Verein für Frauen und Kinder in Not e.V. – ein sehr kleiner Verein. Da sind im Moment vier Vorstandsvorsitzende, die uns unterstützen und der Verein ist auch unser Arbeitgeber. Er ist im Prinzip auch der Ansprechpartner und Beantrager für Zuwendungen und Ähnliches. Das Ministerium1 Gemeint ist das Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie welches zusammen mit der jeweiligen Kommune die Frauenhäuser finanziert. (Anmerkung der Redaktion) zum Beispiel wendet sich immer an den Verein und da an den Vorstand. Wenn irgendwelche Dinge sind, dann landet das, was wichtig ist, über den Vorstand bei mir auf dem Tisch. MEHR LESEN
Wir haben drei Mitarbeiterinnen, zwei Sozialpädagoginnen und eine anerkannte Erzieherin. Wir haben ziemlich flache Strukturen. Wir sind ja nur drei Mitarbeiterinnen und das heißt wir haben ein bisschen eine Aufteilung. Ich hab eine 40-Stunden-Stelle, eine Kollegin hat eine 35-Stunden-Stelle und die andere, sie ist schon seit über zehn Jahren im Frauenhaus tätig, hat 25 Stunden. Dementsprechend sind wir alle für die Frauen zuständig, machen da die Betreuung rundum, machen mit ihnen Behördenbesuche, Beratung, Betreuung und auch mal Kinderbetreuung. Für alles, was darüber hinaus im Hausmanagement anfällt, bin ich genauso mit zuständig wie meine Kolleginnen auch. Ein bisschen stärker strukturiert ist es eben was Finanzen und ähnliches betrifft, das ist meine Verantwortung. Und eben alles Organisatorische, weil ich ja die Hauptverantwortung trage, dass das alles läuft. Eine Kollegin ist zuständig für die Statistik und macht darüber hinaus auch unseren Facebook-Account und pflegt die Homepage ein bisschen. Die andere Kollegin ist vor allen Dingen auch für das Hausmanagement zuständig und kümmert sich mit um die Kinder. Wir haben noch eine Kleiderkammer, die ist auch das Revier meiner Kolleginnen und ihre Aufgabe ist es zu überblicken was da ist und was benötigt wird. So haben wir schon so ein bisschen eine Aufteilung, aber die Arbeit mit den Frauen machen wir alle drei. Und dann haben wir natürlich noch die 24-Stunden-Bereitschaft. Das macht jede von uns jeweils eine Woche lang. Da bleibt dann naturgemäß eine Woche übrig im Monat und dafür haben wir dann ehrenamtliche Helferinnen, die auch entweder Soziale Arbeit noch studieren oder schon studiert haben. Die decken dann für diese eine Woche mit den Bereitschaftsdienst ab.
Zusätzlich haben wir noch ehrenamtliche Helfer*innen fürs Hausmanagement. Also wir haben einen sehr netten – ja, de facto Hausmeister. Wobei das eigentlich nur so läuft: wenn wir irgendein Problem haben, dann rufen wir ihn an und dann kommt er mit seinem Werkzeug und hilft uns da so ein bisschen. Und dann haben wir noch eine ehemalige Bewohnerin, die auch ehrenamtlich hier mithilft und von Zeit zu Zeit mal sauber macht oder mal den Rasen mäht oder sonstige Geschichten macht. Damit wir da noch ein bisschen Unterstützung haben, weil wir ja keinerlei Stellen für Hausmeister und Hausmanagement haben. Das gibt’s nicht. Weshalb wir sehr häufig dann auch die Zimmer putzen und Betten neu beziehen und ähnliches, was an sich nicht logisch ist, aber dadurch, dass es da keine weitere Stelle gibt, einfach erforderlich.
Stefanie: Also obwohl ihr so eine Art Hausmeister habt, fallen immer noch Hausmeister:innen-tätigkeiten auf euch zurück?
Anja: Ja, er macht halt so die wichtigsten Sachen, irgendwelche Montagearbeiten oder ähnliches, aber ein richtiger Hausmeister ist er nicht. Also Rasenmähen, mal Unkraut jäten vorm Haus – wir haben vorne dran einen Gehsteig gepflastert, auch das bringt Arbeit mit sich – so einen Kram machen entweder wir oder unsere ehrenamtliche Helferin, die ab und an vorbeikommt. MEHR LESEN
Das ist auch das, was wir immer anmahnen, eigentlich alle Frauenhäuser. Es ist so ein bisschen aus der Struktur und aus der Geschichte gewachsen. Dadurch, dass das 1992 von sehr engagierten Frauen gegründet wurde, standen natürlich die Vereine und die Frauen auch zur Verfügung und haben dann immer mal mit unter die Arme gegriffen. Das ist eine Sache, an die sich einfach alle Geldgeber sehr gewöhnt haben, dass sich das quasi schön von selbst erledigt. Wo es eigentlich bei jeder öffentlichen Stelle selbstverständlich ist, dass es da auch eine Putzstelle gibt oder ähnliches, da ist es einfach selbstverständlich, dass das bei uns Ehrenamtliche übernehmen. Dass die aber mittlerweile seit 1992 ein bisschen älter geworden sind und ich nicht 70 bis 80- jährige Frauen in den Garten stelle zum Unkraut jäten, das ist denen dann halt auch egal, weil es kostet dann Geld und das ist nicht gewünscht. Das mahnen wir eigentlich schon ganz ganz lange an, dass es irgendwann mal berücksichtigt werden muss, wie in allen öffentlichen Stellen auch.
Nach dem Interview ergänzte Anja, dass sie für 2021 vom Landkreis die Mittel bekommen, eine ehrenamtliche Helferin als Hausmeisterin/Haushälterin im Rahmen eines Midijobs einzustellen.(Anmerkung Atalante)
Natalie: Ihr seid ja in Gotha, würdest du sagen, dass es strukturelle oder auch regionale Besonderheiten gibt für das Frauenhaus in Gotha?
Anja: Ich denke jedes Haus hat so ein bisschen seine Besonderheiten. Klar, macht das einen
Unterschied ob ich jetzt wirklich im ländlichen Raum bin oder ob ich irgendwo im Stadtbereich verortet bin. Ich denke Gotha ist so ein Mittelding. Aber klar hat jedes Haus seine eigenen Gegebenheiten und vor allen Dingen deshalb, weil wir hier von unseren Kommunen abhängig sind. Die Förderlandschaft sieht ja so aus, dass das Land Thüringen 2008 die Verantwortung für den Frauenschutz an die Kommunen abgegeben hat, aus dem Bedürfnis heraus – unterstelle ich jetzt einfach mal – Gelder zu sparen. Das hatte zur Folge, dass auch etliche Frauenhäuser geschlossen wurden. Der Grundgedanke war: „Bitte liebe Kommune, ihr nehmt jetzt das Frauenhaus in eure Verantwortung, ihr seid jetzt für die Zuwendung zuständig.“. MEHR LESEN
Da müssen bestimmte Kriterien eingehalten werden, was natürlich elementar und wichtig ist, also zum Beispiel eine bestimmte Betreuung, eine bestimmte Anzahl Betreuerinnen pro Platz, 24-Stunden-Bereitschaft und ähnliches. Und damit dann die Kommunen nicht alle gleich sagen: „Nee das machen wir ja nun jetzt gar nicht, das wird uns zu teuer.“, hat das Ministerium, also das Land gesagt: „Okay, ihr macht die Basis, also das Frauenhaus und wir geben sozusagen das Schmankerl obendrauf und finanzieren euch die 24-Stunden-Rufbereitschaft, die Vernetzung, die Öffentlichkeitsarbeit und die Fortbildungen der Mitarbeiterinnen on top.“
Das ergibt summa sumarum eine Stelle. Es funktioniert so lange wie die Kommune oder auch der Landkreis sagt: „Ja, das möchte ich mir leisten.“ Eine Stadt ist zwar immer zuständig für die Gefahrenabwehr, dem ist aber genüge getan, wenn ich irgendwo eine Wohnung habe und die Frau da rein stecke und sage: „Viel Spaß auch, wenn du willst, kannst du dich an eine Erziehungsberatungsstelle oder sonst wen wenden.“ So wird die Sache natürlich deutlich billiger. Und den Weg haben auch etliche Kommunen gewählt. Sonneberg ist raus, Greiz, Nordhausen und Apolda sind raus, alle mit der Maßgabe, „Jo, wir machen jetzt unser eigenes Ding.“ In Nordhausen zum Beispiel kommt man nur in die Frauenschutzwohnung rein, wenn man die Polizei ruft. Dann gibt es einen netten kleinen Hinweis: „Bitte wenden sie sich an das Landratsamt.“ Macht sich ganz geil am Wochenende. Das sind alles so Dinge, wo der Schutz einfach nicht gewährleistet ist.
Oder es ist zum Beispiel wie im Ilmkreis, der ja nicht ganz klein ist. Dort wird sich mit zwei oder drei Plätzen in Erfurter Frauenhaus „eingekauft“. Das reicht natürlich gemessen an der Zahl der Einwohner*innen vorne und hinten nicht. Aber der Pflicht ist genüge getan. Das wirkt sich natürlich auch auf die strukturellen Dinge aus. Die Kommune bzw. der Landkreis haben bei uns einen extrem hohen Stellenwert. Wenn die sagen „Schicht im Schacht“, dann ist Schicht im Schacht, dann ist unser Haus dicht. Wir sind also sehr bemüht ein gutes Verhältnis zu denen zu haben. Wir haben zum Beispiel eine #Leistungsvereinbarung mit dem Landkreis Gotha.
Der Vorstand hat 2016 sehr, sehr lange überlegt, ob man denn irgendwann mal an den Landkreis herantreten kann. Denn das, was vor fünf Jahren mit dem Landkreis vereinbart wurde an Geldern, ist nicht mehr auskömmlich. Aber da sitzen wir alle auf dem Schleuderbrett, weil wenn die sagen: „Nö“, dann nö. Und da sind wir alle extrem vorsichtig. Die sagen uns, wo es lang geht, die sagen auch welche Gelder sie zahlen. Wir haben noch sehr viel Glück, weil der Landkreis und auch die Stadt hinter dem Frauenhaus stehen und wir damals auch offene Türen vorgefunden haben. Aber ich weiß von anderen Landkreisen, da ist das nicht so und die drehen die Daumenschrauben schon echt ziemlich an, was die Gelder betrifft. Das muss halt immer alles immer billiger werden und das ist nicht schön. Deshalb gibt es da sehr große strukturelle Unterschiede, die einfach schon aus der Fördersystematik heraus begründet sind.
Wir haben auch immer wieder Bewohnerinnen, die auch noch Jahre später immer mal zu uns kommen und sagen „Hier bin ich und ich wollte mal erzählen, wie es mir gegangen ist und einfach mal Hallo sagen.
Anja: Im Großen und Ganzen steht da zum einen natürlich drinnen, was das Frauenhaus zu erbringen hat. Auch der #Betreuungsschlüssel ist festgelegt. Dann was das Frauenhaus und die Mitarbeiterinnen alles leisten und es steht drinnen, was der Landkreis dafür dann an Zuwendungen erbringt, in welcher Form das abgerufen werden kann und in welcher Form die #Verwendungsnachweise zu erbringen sind. Es ist auch vereinbart, wer Ansprechpartner ist. In der Regel sind das die #Gleichstellungsbeauftragten, mit denen wir dann in Kontakt sind und die auch regelmäßig herkommen, mit denen wir dann Arbeitsgemeinschaften haben und uns austauschen, wo Hilfe benötigt wird. So etwa ist die Leistungsvereinbarung gestrickt.
Natalie: Ich hatte befürchtet, dass da auch Fallzahlen vereinbart sind, wie viele Frauen betreut werden müssen, weil das wäre ja finster!
Anja: Das hatten wir mal ganz kurz. 2008 kam eine Fallpauschale, das war natürlich absolut fatal. Die Feuerwehr ist auch nicht nach Fällen finanziert und so ähnlich sehen wir uns auch. Es gibt Jahre, wo wir richtig voll sind und es gibt Jahre, wo wir eben nicht so eine hohe Belegung haben. Das fängt schon damit an, dass wir fünf Räume haben und 12 Plätze, weil natürlich die Kinder mit dazu gehören. Also wir nehmen Frauen und ihre Kinder gemeinsam auf und unsere fünf Räume sind unterschiedlich gestaltet. Das heißt wir haben Einzelzimmer, wir haben ein Doppelzimmer, wir haben zwei Dreier-Zimmer und ein Vierer-Zimmer. Es ist so gedacht, dass jede Frau ihren eigenen Raum hat und mit ihren Kindern in diesem einen Raum ist. Wenn ich jetzt aber beispielsweise drei Frauen habe, die alleine zu uns kommen, ist natürlich die Bettenbelegung nicht so riesig, das bedingt dann einfach solche Sachen, das ist sehr unterschiedlich.
Stefanie: Wie sind Frauenhäuser gesellschaftlich oder auch politisch angesehen? Kannst du noch mal genauer darauf eingehen, welche Rolle Frauenhäuser in der Gesellschaft bei uns in Deutschland spielen?
Anja: Ich denke da muss man differenzieren. Also zum einen ist häusliche Gewalt nach wie vor ein Tabuthema. Und es ist schon so, dass Frauenhäuser oder überhaupt der Gewaltschutz für Frauen und ganz klar auch für Männer – da sogar noch viel schlimmer, muss man sagen – sehr stiefmütterlich behandelt werden. MEHR LESEN
Lange Zeit hat man versucht das zu ignorieren. Wir sind eben immer wieder abhängig davon, dass das auch wirklich in die Medien reinkommt, was jetzt durch Corona auch der Fall ist. Aber man sieht halt eben schon daran, wo der Frauenschutz steht, wie sich zum Beispiel der Bund verhält. Ich meine, es ist ja ein gesamtgesellschaftliches Problem und bis jetzt hat sich die Bundesrepublik noch nie an den Kosten beteiligt. Das Thema ist nicht neu, da wurde halt mal zwischendrin mit den Schultern gezuckt oder mal ein runder Tisch gegründet. Mit dem Ergebnis: „Ja, Länder kümmert euch mal. Uns sind die Hände gebunden.
Wir können nicht, wir dürfen nicht, wir wollen nicht.“. Also ich würde sagen, die Lobby ist schon minimal. Und dass sich der Bund dann nicht mal mit einem Cent beteiligt an der Förderung von Frauenhäusern – das ist ein Armutszeugnis, das ist ein echter Skandal und ich meine damit jetzt nicht Investitionen. Also das Bundesinvestitionsprogramm2 Das Bundesinvestitionsprogramm „Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“ stellt den Bundesländern finanzielle Mittel zur Sanierung sowie zum Aus-, Um- und Neubau der Frauenhäuser zur Verfügung. (Anmerkung der Redaktion)
ist eine schöne Sache, gar keine Frage. Sicherlich ist es für etliche Frauenhäuser auch eine wichtige Sache, aber es geht an den Basisproblemen der Frauenhäuser völlig vorbei. Denn es ist ein Investitionsprogramm und läuft 2023 aus. Und am Beispiel der Unterstützung von behinderten Frauen sieht man: Es liegt nicht nur an der Technik, es liegt auch nicht nur an der Ausstattung, ich brauche verdammt nochmal Personal.
Personal ist aber ein Dauerfaktor und Personal ist teuer und da wollen die nicht ran. Wenn ich vom Sozialministerium gefragt werde wie ich mir das denn vorstelle, das Haus für behinderte Frauen auszustatten und ob ich denn dann auch Klingelzüge an den Betten hätte, dann muss ich zurückfragen: „Wenn ich sie denn hätte, wer würde denn nachts bitte kommen?“ Und auch da zieht sich der Bund im Moment immer noch ganz elegant raus. Das Basisproblem aller Frauenhäuser sind sicherlich auch die Hauskosten, aber das eigentliche Problem sind ja die Personalkosten.
Und man sieht eben, dass der Stellenwert von Frauenschutz immer noch sehr gering ist.
Also wenn ich das ins Verhältnis setzte, zwischen wirtschaftlicher Förderung und dem Gewaltschutz für Frauen, was der Bund da losmacht, das ist so ein Missverhältnis, da kann ich mir nur die Augen reiben, das kann ich nicht nachvollziehen.
Natalie: Könntest du vielleicht noch etwas mehr zur Entstehungsgeschichte erzählen? Also wie sind die Frauen damals zusammengekommen und was war ihre Motivation?
Anja: Ja, aber da kann ich nur vom Hörensagen erzählen. Das waren wie gesagt engagierte Frauen, die der Meinung waren, dass nach der Wende jetzt auch in dem Bereich was getan werden müsste. Die haben sich zusammengetan und haben dann in der Stadt Gotha auch einen Ansprechpartner gefunden. Damals waren ja auch die #Gleichstellungsbeauftragten schon im Amt oder wurden kurz danach ins Amt gesetzt und die haben da wohl offensichtlich sowohl von der Stadt als auch vom Landkreis eine durchaus breite Unterstützung erfahren. MEHR LESEN
In welcher Form das dann abgelaufen ist, wer wann wie wo agiert hat, kann ich nicht mehr sagen. Klar, es war zuerst der Verein da und dann das Frauenhaus. Ich weiß nur, dass sehr viel Engagement mit dabei war, dass da sehr viele Frauen, die im Verein waren, hier im Haus mitgeholfen haben, sich regelmäßig getroffen haben und eben diese ganzen Tätigkeiten in Sachen Hausmanagement mit übernommen haben. Da gab es dann regelmäßig einen #Subbotnik, immer im Frühjahr und im Herbst. Also die waren schon sehr aktiv damals. Das ist nun jetzt leider nicht mehr so, weil die Gründungsmitglieder sind alle älter geworden. Jüngere, die nachkommen, stehen im Beruf, haben Kinder und haben nicht die Kapazitäten frei, um da wirklich aktiv mitzuarbeiten. Insofern hat sich da schon einiges geändert.
Was in den letzten ein, zwei Jahren aufgeploppt ist und uns – und noch viel mehr natürlich unsere Bewohnerinnen – vor große Herausforderungen stellt, ist eine, ich sage mal, zunehmend patriarchalere Betrachtung des Sorgerechts.
Natalie: Wie siehst du heute die Verbindung von Frauenhäusern mit frauenpolitischen und feministischen Bewegungen wie #MeToo? Gibt es da eine Verbindung?
Anja: Eigentlich wäre es wünschenswert, dass es da mehr Verbindungen gäbe, weil letztendlich die Anliegen der Frauenhäuser auch frauenpolitische sind und letzten Endes auch feministische Ansinnen. Denn viele Dinge, wie das #Gewaltschutzgesetz oder solche Dinge wie #Nein heißt Nein müssen ja vorangebracht werden. Und sie wurden auch vorangebracht und das hat ja auch Auswirkungen auf unsere Arbeit. Insofern wäre eine Verflechtung schon recht wichtig, aber ich muss auch sagen, dass wir dazu fast keine Kapazitäten frei haben. Über die Arbeit im Frauenhaus hinaus aktiv zu werden, dazu fehlt uns einfach die Zeit.
Stefanie: Welchen feministischen oder auch allgemein sozialen Kämpfen fühlst du selbst dich verbunden?
Anja: Also Kämpfe sind nicht mein Ding, aber nichtsdestotrotz muss man auf Probleme aufmerksam machen. Also ich verfolge schon den Konflikt um die #Paritätsgesetze, die ja jetzt abgebügelt wurden, was ich sehr schade finde. Mehr Gleichberechtigung einzufordern in allen Bereichen, ist nach wie vor immer noch ein Thema und Corona hat uns jetzt sehr eindrücklich vor Augen geführt, wie weit es mit der Gleichberechtigung ist. Das ist schon echt ein trauriges Kapitel, weil die Hauptleidtragenden auch in beruflicher Hinsicht halt mal wieder die Frauen sind, weil die das mehr oder weniger unter einen Hut zu bringen haben, während viele Männer sich da einfach ganz elegant raus ziehen und sagen „Nö, meine Arbeit ist so wichtig, bei dir nicht ganz so dolle.“ MEHR LESEN
Was man da so mitbekommt an Schwierigkeiten, das finde ich schon echt heftig. Insofern fühle ich mich dem schon verbunden und sehe auch wie wichtig das ist, dass man da auch immer wieder nachfordert. Wenn ich die Forderung höre, dass mehr Frauen in die Führungsetagen zu bringen sind und das dann notfalls eben auch eingefordert und rechtssicher gemacht werden muss und als Antwort kommt „Nee, also nun lasst mal, die Firmen sind durch Corona schon gebeutelt genug, da müssen die sich jetzt nicht noch mit den Frauen beschäftigen.“, da fehlen mir sämtliche Worte.
Stefanie: Findest du, das sind auch aktuelle Herausforderungen, die ihr auch in der Arbeit im Frauenhaus merkt?
Anja: Klar, also aktuelle Herausforderungen haben wir in der Corona-Krise ganz eindeutig. Es ist sehr schwierig den Infektionsschutz in einem Frauenhaus aufrecht zu erhalten und das ist es, was uns im Moment besonders umtreibt, klar. Wir haben keine Ersatzwohnung, die wir irgendwie nutzen könnten, wenn Quarantäne erfolgt. Es wurde uns vom Landkreis gesagt, dass wir da auch nichts bekommen. Wenn eine Quarantäne notwendig wird, sollen wir eine Trennung herbeiführen, wo ich sage: „Wie soll das funktionieren?“. Wir haben eine WG-Situation, wir haben Gemeinschaftsräume. MEHR LESEN
Wir haben die Frauen zwar auf einzelne Räume verteilt, aber ich kann doch eine 3-köpfige Familie nicht auf 13 Quadratmetern festsetzen. Aber die Frage ist eigentlich nicht ob, sondern wann, so realistisch bin ich. Ich weiß noch nicht, wie ich damit dann umgehen werde oder muss. Keine Ahnung. Das ist so das #Damoklesschwert, was gerade über uns schwebt und ich könnte das eigentlich nur eingrenzen, wenn ich sage: „Okay liebe Bewohnerinnen, wenn ihr hierher kommt, dann dürft ihr keinerlei Außenkontakt mehr haben.“, aber das mache ich nicht.
Das kann ich einfach nicht einfordern und das will ich auch nicht einfordern, weil die Frauen eh schon belastet genug sind und es teilweise deren Stütze ist. Sie haben also trotzdem immer wieder Außenkontakte mit anderen Menschen und kommen dann hierher ins Haus zurück und naja, was mache ich denn damit? Darauf habe ich keine Antwort. Keine elegante und schon gar kein verbindliche.
Wir haben im Augenblick im shutdown auch immer nur eine Mitarbeiterin hier, damit dann nicht alle in Quarantäne müssen, falls irgendwas sein sollte, aber das sind halt alles nur so halbherzige Dinge. Eine Garantie gibt es eben nicht, dass wissen wir ja. Da müssen wir einfach so gut agieren wie wir können, mehr geht halt einfach nicht.
Natalie: Abgesehen von dieser spezifischen Herausforderung gab es ja an sich schon immer Herausforderungen. Meinst du, dass die sich im Laufe der Zeit maßgeblich verändert haben oder sind die Herausforderungen eher gleichgeblieben?
Anja: Ich denke die Herausforderungen sind in vielen Bereichen gleichgeblieben. Wir haben natürlich durch gesetzliche Veränderungen teilweise andere Handhabungsmöglichkeiten. Das #Gewaltschutzgesetz mit der #Wegweisung ist natürlich eine Option, die mittlerweile gegeben ist. Das ist hilfreich in manchen Fällen, in anderen Fällen geht es halt nicht, weil der Typ Verwandtschaft um die Ecke hat oder einen Freund ein Stockwerk höher oder die Frauen sagen: „Nee der ist so gewalttätig, der steht dann unten an der Tür und wartet auf mich“. Das Gewaltschutzgesetz hilft eben nicht immer, aber es gibt schon ein bisschen Handhabe. MEHR LESEN
Was in den letzten ein, zwei Jahren aufgeploppt ist und uns – und noch viel mehr natürlich unsere Bewohnerinnen – vor große Herausforderungen stellt, ist eine, ich sage mal, zunehmend patriarchalere Betrachtung des Sorgerechts. Lange Zeit war der Konsens, dass Kinder erst mal zur Mutter gehören. Wir sehen, dass sich das mittlerweile grundlegend gewandelt hat, es ist – ganz überspitzt gesagt – ein #Dogma bei allen Akteuren, die irgendwie mit Jugendschutz zu tun haben, dass der Kontakt eines Kindes zu seinem Vater – ganz egal wie der tickt – in jedem Fall dem Kindeswohl entspricht.
Das ist das Dogma, dem mittlerweile alle unterliegen und häusliche Gewalt ist mittlerweile ein Faktum, was komplett ausgeblendet wird. Egal, ob es um den Umgang geht oder darum, wo die Kinder leben werden. Es hat nur dann Relevanz, wenn man nachweisen kann, dass der Vater auch die Kinder geschlagen hat. Dass es aber genauso #Kindeswohlgefährdung ist, wenn ein Kind daneben steht, wenn der Vater seine Mutter grün und blau schlägt, das findet keinen Einzug mehr. Das ist Dogma Nummer 1.
Dogma Nummer 2 ist: „Das muss eine Mutter aushalten.“ Soll heißen, eine Mutter hat niemals die Möglichkeit, tatsächlich in eine andere Gemeinde zu fliehen, ohne dass dieser Mann irgendwann – und zwar relativ fix – Kenntnis von ihrer Anschrift erhält, gerne durch das Jugendamt. Ich sage den Frauen, die zu uns kommen immer: „Geh einfach davon aus, dass du diesen Menschen erst los wirst, wenn dein Kind 18 ist. Vorher nicht. Der steht immer vor der Tür. Stell Dich einfach darauf ein, weil das Jugendamt das so will und das Familiengericht und alle anderen Akteure auch.“ Das ist in meinen Augen eine extrem patriarchale Betrachtungsweise.
Dazu kommt, dass die Frauen durch die Richter zum Kontakt genötigt werden. Also im Prinzip ist der Grundgedanke der Familienrichter*innen: „Ihr mögt euch streiten liebe Eltern, aber ihr seid Eltern, also ihr seid alle Erwachsene, jetzt streicht einfach mal alle eure Probleme, setzt euch wie Erwachsene an einen Tisch. Frau, du bist grün und blau geschlagen worden, ignoriere das jetzt. Mann, du bist ein #Narzisst und möchtest sie wieder schlagen, ignorier auch das. Setzt euch bitte hin und jetzt führt ein konstruktives Gespräch, weil ihr seid ja Eltern. Die gemeinsame elterliche Sorge ist auszuführen und ich weise das jetzt so an.“ Dass aber Menschen Menschen sind und dass das unter bestimmten Umständen Schwachsinn ist und nicht der Realität entspricht, hat bei Richtern keinen Einzug mehr. Und dementsprechende Urteile kommen dann auch raus, in Massen.
Mütter haben die Kinder am Wochenende zum Umgang dem gewalttätigen Mann zu übergeben. Es gibt keinerlei Schutz. Das sind absolut fatale Entwicklungen und wir kommen dagegen überhaupt nicht an. Das geht bis dahin, dass ein Richter in Erfurt sagte: „Ja, naja, wenn das jetzt Schwierigkeiten gibt damit, dass die Kinder am Sonntag wieder zurückkommen, dann gibst du mal kurz die Adresse vom Frauenhaus, dann kann der Vater die Kinder ja dorthin bringen.“ Oder ein anderes Urteil eines Richters: Da ging es um eine Mutter mit einem Säugling, der gestillt wird. Die Mutter wurde dazu verpflichtet jeden Samstag das Kind dorthin zu bringen und als Milchquelle Stunden bei diesem Mann zu sitzen, für den Fall, dass das Kind gestillt werden muss.
Aber man darf halt nicht vergessen, dass diese Frauen sowieso schon am Ende sind. Meiner Meinung nach müsste so ein Fall einmal bis vors Bundesverfassungsgericht gehen. Aber dazu haben die Frauen weder Geld noch Kraft. Und das, was wir da sehen, das macht uns fassungslos, das macht uns wütend, das macht uns wirklich extrem sauer. Wir haben Fälle erlebt, wo die Frauen wirklich regelmäßig die Kinder einfach ungeschützt dem Mann übergeben müssen, sie müssen ihm begegnen und erleben eine #Retraumatisierung. Wir haben Fälle, wo der Mann die Frau bedroht hat, aber das kann ja keine*r in irgendeiner Form nachweisen. Also da entstehen Dinge, da könnte ich kotzen.
Und jetzt kommt dazu, dass die Frauen sogar genötigt werden, an denselben Ort zu ziehen, damit die Kinder in ihrem normalen Umfeld bleiben. Der Frauenschutz ist nicht mehr existent in dem Moment, wo Kinder da sind. Unter dem Motto „Das muss eine Mutter aushalten“. Wir mussten jetzt zwei Frauen auf Anweisung der Anwälte in demselben kleinen Ort eine Wohnung besorgen, denn welche Mutter riskiert es ihr Kind zu verlieren? Die Anwälte haben ganz klar gesagt: „Du bist aus der Wohnung raus. Er hat das Kinderzimmer, bietet die Kita, das Kind hat seine Freunde dort vor Ort.
Unter diesen Maßgaben entspricht es dem Kindeswohl, dass die Kinder zum Vater kommen. Wenn du das nicht möchtest, dann ziehst du bitte jetzt sofort in diesen kleinen Ort.“ Die Frau ist dort hingezogen, aber ich möchte nicht wissen mit wie vielen Schwierigkeiten und das sind Sachen, die machen mich einfach fassungslos, weil in der #Istanbul-Konvention steht: „Beim Umgang ist häusliche Gewalt zu berücksichtigen“, aber das erfolgt einfach nicht, das wird ignoriert, aber komplett. Das findet erst dann Eingang, wenn die Kinder vom Vater misshandelt werden.
Natalie: Wir hätten noch eine Frage und die passt ja jetzt hervorragend. Also, wenn du etwas sofort ändern könntest, was wäre das?
Anja: Also, wenn ich etwas sofort ändern könnte, dann wäre das eine verbindliche Fortbildungspflicht für alle Familienrichter*innen, inklusive eines Praktikums in einem Frauenhaus. Zwei Wochen hier und vielleicht noch zwei Wochen bei der #Täter-Arbeit, weil die kommt auch furchtbar zu kurz, das muss man auch sagen. In Thüringen gibt es das #Projekt Orange und das war’s dann. Es müsste da viel mehr geben. Und dann würde ich mir absolut wünschen, dass die Finanzierung der Frauenhäuser endlich gesichert ist und es einen Rechtsanspruch gibt. Denn solange das freiwillige Leistungen sind, sind wir auf dem Schleuderbrett.
Stefanie: Kannst du kurz einen Einblick geben in einen Arbeitstag, wie der so aussieht, was sind so die Haupttätigkeiten oder was dich so umtreibt an so einem Tag?
Anja: Erstmal stehen natürlich die Frauen im Vordergrund, also die Bewohnerinnen. Wir stehen natürlich jeden Tag im Austausch, unser Büro ist ja auch jeden Tag geöffnet – es sei denn wir haben halt die Türe zu und das „Bitte nicht stören“-Schild draußen. Ansonsten können unsere Bewohnerinnen jederzeit zu uns ins Büro kommen mit ihren Anliegen. Das heißt in der Regel mache ich morgens, wenn ich ins Frauenhaus komme, erst mal eine kurze Runde durchs Haus, schaue mal was so Sache ist, begrüße die Frauen, die da sind und schaue, dass ich mit den meisten ein paar Worte wechsle. Die Frauen sind ja auch sehr unterschiedlich. MEHR LESEN
Es gibt welche, die sind sehr #extrovertiert, haben auch einen großen Redebedarf, die kommen von sich aus zu uns ins Büro, erzählen und holen sich auch Hilfe, da ist das ein bisschen einfacher. Es gibt aber natürlich auch diejenigen, die eher nicht aus sich rausgehen. Da muss man erst mal ein bisschen den Kontakt herstellen und eine Vertrauensbasis schaffen, das ist ja klar. Wir sind ja auch Fremde für unsere Bewohnerinnen, wenn sie zu uns kommen. Viele brauchen erst mal ein bisschen Zeit, bis sie ein bisschen auftauen und sich dann vielleicht auch eher mal Hilfe holen. Deswegen ist es ganz wichtig selber auch mal zu sagen: „Jo, wie geht’s dir? Magst du mal auf einen Kaffee rüberkommen? Wollen wir mal ein bisschen reden?“, so nach dem Motto. Und dann gibt es natürlich auch sehr viele Dinge, die einfach geklärt werden müssen. Behördenkram, Anträge stellen und dann natürlich immer wieder auch die Fragen „Wie soll es weitergehen? Was möchtest du? Wie kann es weiter gehen?“.
Dazu muss ich sagen – man hört es vielleicht auch schon an dem, was ich gesagt habe – wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, unseren Frauen das Du anzubieten. Das wird in der Regel auch angenommen, weil wir einen sehr familiären Umgang mit unseren Bewohnerinnen pflegen. Es ist uns sehr wichtig, weil das einfach so eine Basis ist und nicht „Wir sind jetzt hier die Mitarbeiterinnen und du kannst bei uns um was bitten.“, sondern wir sind auf Augenhöhe, ganz bewusst. Wir werden auch geduzt. Es ist uns einfach wichtig, dass wir hier so einen familiären Umgang haben.
Ja und klar, wenn wir Zeit haben, versuchen wir dann natürlich auch die Kinder mit ins Boot zu holen, vielleicht auch mit ihnen mal was zu unternehmen. Ich muss aber sagen, dass dafür nur wenig Zeit bleibt. Und dann ist von meiner Seite her halt noch viel Verwaltungskram mit dabei, weil ich eben die Finanzen unter mir habe. Und wenn wir – nicht wie jetzt zu Corona-Zeiten – im Team da sind, dann sind um 10 Uhr auch alle drei Mitarbeiterinnen da und dann machen wir immer erst mal die Teambesprechung. Schauen, was wir erfahren haben, was anliegt, was gemacht werden muss und verteilen das so ein bisschen.
Ansonsten muss ich sagen, so ganz typische Tage gibt’s bei uns nicht. Es ist immer wieder irgendwas Neues und was ich am Vormittag geplant habe, ist vielleicht um 12 Uhr schon komplett über den Haufen geworfen und andere Dinge aufgeploppt, die halt noch wichtiger sind. Sicher ist, dass nichts sicher ist bei uns. Wir müssen also sehr flexibel sein.
Natalie: Mir persönlich steckt diese Geschichte mit dem Frauenschutz und der #Diskrepanz zum #Umgangsrecht noch sehr in den Knochen, weswegen wir gerne mit einer positiven Sache einen Abschluss finden wollen, außer du hast noch Punkte, die du gerne erzählen möchtest?
Anja: Ich überlege gerade, ob da noch was ist. Naja, was ich sagen kann ist, dass wir schon auch im Kreis eine breite Unterstützung erfahren und obwohl häusliche Gewalt immer noch ein Tabuthema ist, kriegen wir auch immer wieder Sachspenden oder auch mal eine kleine Geldspende für den Verein, wo wir sehen, dass das Thema trotzdem auch bei den Menschen präsent ist. Und das ist eigentlich eine sehr schöne Sache.
Natalie: Kommen wir zum nächsten Schönen. Was sind denn so Momente in deiner jetzt 6-jährigen Arbeit im Frauenhaus Gotha, wo du dich einfach super gerne dran erinnerst, weil das einfach so ein schöner Moment für dich war?
Anja: Die schönsten Momente sind halt, wenn wir Frauen in eine Wohnung vermittelt haben und dann hier ihre Sachen in unser Auto packen und sie zu der neuen Wohnung fahren und wir wissen, dass sie jetzt einen neuen Start hat. Das sind eigentlich so die Highlights, an denen wir uns wirklich immer sehr erfreuen. Das ist wirklich immer eine sehr, sehr schöne Sache. MEHR LESEN
Und wir haben auch immer wieder Bewohnerinnen, die auch noch Jahre später immer mal zu uns kommen und sagen „Hier bin ich und ich wollte mal erzählen, wie es mir gegangen ist und einfach mal Hallo sagen“. Wir freuen uns immer sehr, wenn wir von solchen Frauen dann wieder was hören. Es ist wirklich eine schöne Sache, dass wir zu manchen Frauen länger Kontakt haben. Ich meine, die Möglichkeit zu uns zu kommen haben Frauen im Zuge der Nachbetreuung immer, das ist auch ein ganz, ganz wichtiger Baustein. Sei es jetzt wegen Behördenkram, um sich noch mal einen Rat zu holen oder einfach nur mal zu erzählen.
Das ist schon ganz wichtig und das nutzen auch etliche Frauen. Eine Bewohnerin kommt jedes Jahr an dem Tag, an dem sie zu uns ins Frauenhaus gekommen ist mit einer Torte und das ist toll.Wir sehen das auch als Wertschätzung. Und das ist ja das, was wir uns für die Frauen auch sehr wünschen. Dass aus dem Schlechten etwas Gutes erwächst und dass das irgendwann auch als ein Startpunkt in ein neues Leben genommen und begriffen wird. Dass es eben nicht nur der Punkt war, wo sie gehen mussten, sondern auch etwas Neues gewonnen haben wie Freiheit und Selbstständigkeit und ein hoffentlich besseres Leben, als sie es vorher gehabt haben. Wenn uns das gelingt, dann freuen wir uns.
Stefanie: Es gäbe zwar noch viele Fragen, die wir stellen könnten, aber die würden den Rahmen hier sprengen, deshalb vielen herzlichen Dank und alles Gute.
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