Interview Frauen- und Familienzentrum Krüger
Interview Frauen- und Familienzentrum Krüger

Interview mit Christin Merten und Doreen Sammler vom Frauen- und Familienzentrum des Krügervereins

Im Interview sprachen wir mit ihnen über die Organisation und die Angebote des Frauen- und Familienzentrums Krüger, die schwierige finanzielle Förderung, ihre Rolle in der Landgemeinde und über ihre Zukunftsträume.

Das Interview führten Natalie und Sabine am 16.02.2012.

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Im Interview sprachen wir mit ihnen über die Organisation und die Angebote des Frauen- und Familienzentrums, die schwierige finanzielle Förderung, ihre Rolle in der Landgemeinde und über ihre Zukunftsträume.
Das Frauen- und Familienzentrum (FFZ) besteht seit 2009 und versteht sich als Ort der Beratung und Begegnung, der Kommunikation, Information, Bildung, Politik und Kultur für Frauen und Familien der Landgemeinde Nesse - Apfelstädt, des Landkreises Gotha sowie bei Bedarf darüber hinaus. Angeboten werden psychosoziale Beratungen, Tanz- und Bewegungskurse, Workshops, Vorträge und kulturelle Veranstaltungen. Zudem treffen sich ehrenamtliche Gruppen zu ganz verschiedenen Inhalten: Es gibt eine Literaturwerkstatt, Kreativgruppen, eine Korbflechtwerkstatt und eine Selbsthilfegruppe gegen Gewalt an Frauen.

DAS FRAUEN- UND FAMILIENZENTRUM DES KRÜGERVEREINS

Das Frauen- und Familienzentrum (FFZ) besteht seit 2009 und versteht sich als Ort der Beratung und Begegnung, der Kommunikation, Information, Bildung, Politik und Kultur für Frauen und Familien der Landgemeinde Nesse – Apfelstädt, des Landkreises Gotha sowie bei Bedarf darüber hinaus. Angeboten werden psychosoziale Beratungen, Tanz- und Bewegungskurse, Workshops, Vorträge und kulturelle Veranstaltungen. Zudem treffen sich ehrenamtliche Gruppen zu ganz verschiedenen Inhalten: Es gibt eine Literaturwerkstatt, Kreativgruppen, eine Korbflechtwerkstatt und eine Selbsthilfegruppe gegen Gewalt an Frauen.

Christin Merten arbeitet seit 2013 im Frauen- und Familienzentrum und kümmert sich hauptsächlich um die ehrenamtlichen Gruppen, die Öffentlichkeitsarbeit, regionale Netzwerke wie das Netzwerk gegen häusliche Gewalt und die paritätische Kreisgruppe und organisiert die Ferienfreizeit Kulturlabor.

Doreen Sammler ist seit 2015 im Frauen- und Familienzentrum als Sozialpädagogin tätig und neben der psychosozialen Beratung und Begleitung für die Organisation von Bewegungs- und Entspannungskursen sowie Veranstaltungen zuständig und übernimmt die thüringenweite Netzwerkarbeit.

Adresse: FFZ Krügerverein, Bergstraße 9, OT Neudietendorf 99192 Nesse-Apfelstädt Telefon: 036202 26(232)oder(217) oder E-Mail: cmerten@kruegerverein.dedsammler@kruegerverein.de Webseite Träger: Verein Prof. Herman Anders Krüger e.V. Webseite: kruegerverein.de

DAS INTERVIEW

Natalie: Hallo Christin, Hallo Doreen. Wie ist das Frauen- und Familienzentrum organisiert und wer arbeitet noch alles mit? 

Doreen: Das Frauen- und Familienzentrum ist ein Projekt des Krügervereins. Wir haben eine Geschäftsführerin im Verein, Susann Ose und sie ist diejenige, die quasi die Anträge stellt – mit uns gemeinsam natürlich. Susann macht die Administration, was ja den Rahmen des Projektes überhaupt angeht und kooperiert dabei inhaltlich mit uns, aber auch mit dem Vorstand des Krügervereins, der auch mit im Boot sitzt. MEHR LESEN

Sabine: Jetzt seid ihr ja ein Frauen- und Familienzentrum. Das heißt, eure Zielgruppe ist etwas weiter gefasst. Wenn ihr nicht nur Angebote für Frauen macht, für wen denn noch?

Yvonne: Wenn irgendwelche Veranstaltungen sind oder besondere Highlights, dann sind immer Ehrenamtliche da. Die werden halt speziell angesprochen oder man nutzt dann ein Format, dass es schon gibt und wo es einen Ansprechpartner gibt. Aber so eine Dynamik, wie es eigentlich gedacht war, dass dann Frauen auch in Eigenregie Angebote machen? Nein – da hat der Sozialismus ganze Arbeit geleistet. MEHR LESEN

Natalie: Was ist denn das Frauen- und Familienzentrum speziell für euch? Also wie würdet ihr den Ort für euch beschreiben?

Christin: Was noch mal speziell ist und sich von  vielen anderen Frauenzentren oder auch Frauen- und Familienzentren, die man vielleicht auch in der Stadt hat, unterscheidet, ist der Ort. Es gibt zwar schon einen festen Ort hier im Krügerverein und in der Krügervilla, wo unsere Räumlichkeiten – also zumindest unsere Büros – sind und wo wir zu finden sind, aber wir haben im ganzen Ort, der aus sechs Ortschaften besteht, so unsere Räumlichkeiten, wo Veranstaltungen und Treffen stattfinden. Also es ist nicht so, dass es hier ein festes Haus gibt mit Begegnungsmöglichkeiten, das von 10 bis 18 Uhr offen ist. Das können wir auch mit insgesamt 30 Stunden gar nicht abdecken, sondern wir haben eher so verschiedene Räumlichkeiten verteilt über Neudietendorf und die ganze Landgemeinde: MEHR LESEN

Aber manchmal denke ich mir, es wäre schon gut, dass auch mal zu beschreiben wie wir aufgestellt sind und wie fragil es einfach ist, weil ich glaube dafür ist in der Öffentlichkeit wenig Bewusstsein da.

Sabine: Wie lange gibt es denn das Frauen- und Familienzentrum schon und war das schon immer so, wie ihr es jetzt beschrieben habt? Wie ist die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte?

Christin: Also das Frauen- und Familienzentrum im Rahmen des Krügervereins gibt es jetzt schon seit 2009. Ursprünglich wurde der Krügerverein 1995 gegründet, aus dem Anlass das Erbe von Professor Herman Anders Krüger zu wahren. Er war Schriftsteller und Politiker und hatte einen sehr großen sozial-kulturellen Anspruch und einen hohen Anspruch an Gemeinwesenarbeit. Er hat die Krüger-Villa und auch den Park der Gemeinde gestiftet für soziale Zwecke. Seinen Besitz auch für soziale Zwecke bereitzustellen war ihm sehr wichtig. Und aus dieser Entstehung des Krügervereins, der immer mehr gewachsen ist, je nachdem was die Leute hier brauchten und was an sozialen Projekten angedockt werden konnte, ist dann 2009 das Frauen- und Familienzentrum entstanden. Es gab auch vorher schon ein Frauen- und Familienzentrum im Ort, bei dem ich aber nicht weiß, wer der Träger war.  MEHR LESEN

Natalie: Ist es dann seit 2009 so ein Einjahres-Projekt mit den 30 Stunden?

Doreen: Ein Einjahres-Projekt ja, aber die Stunden haben sich ein bisschen geändert. Ich habe zum Beispiel mit einer 20-Stunden-Stelle angefangen, die damals auch super zu meinem Lebenskonzept gepasst hat. Und dann, ich glaube 2017 – also so nach 1,5 Jahren – gab es finanzbedingt und durch die gedeckelte Förderung und veränderte Tarife dann eine Änderung, wodurch ich erstmal fünf Stunden weniger hatte. Wir haben dann natürlich auch aus reinem Selbsterhaltungstrieb geschaut über welche Projekte das zu kompensieren ist. So kamen wir dann auf das Landkulturprojekt, was einen Fokus auf Veranstaltungen hatte. MEHR LESEN

Natalie: Da klingt ja schon an, was ihr euch für das Frauen- und Familienzentrum wünschen würdet. Gibt es darüber hinaus noch Wünsche?

Doreen: Ich erinnere mich an Situationen, in denen wir unsere Arbeit dargestellt haben und uns gespiegelt wurde, dass wir uns nicht so rechtfertigen müssten. Da  dachte ich, dass es vielleicht auch ein bisschen ein persönliches Thema ist, das Thema der Daseinsberechtigung. Ich habe dann mal spaßeshalber ein Amtsblatt der Gemeinde genommen und habe die Seiten gezählt. Es waren drei Doppelseiten, die wir ausgefüllt haben mit Angeboten, Texten und Informationen. Ich dachte: „Wie kann man denn darüber streiten müssen, dass das dann weiße Blätter wären?“ MEHR LESEN

Sabine: Habt ihr feministische Vorbilder oder eine feministische Grundhaltung und spielt das in eurer Arbeit eine Rolle?

Doreen: Unbedingt! Also ich habe überlegt, wer mein feministisches Vorbild ist und im ersten Moment tut sich gar nicht so diese eine Frau auf. Es ist eigentlich wie eine Collage, eine Kunstfigur, die gesprenkelt und bunt ist mit den ganzen Facetten vom Frausein, die ich selbst in meinem Leben kennengelernt habe. Dann dachte ich: „Na doch, wenn ich ganz ehrlich bin, es gibt schon eine, die auch noch lebt und die finde ich von ihrer ganzen Lebensart einfach immer wieder total angenehm und das ist Luisa Francia.“. Ich merke, dass ihr Blick auf die Welt mich inspiriert und ich mag auch dieses Rotzige und dieses Klare und dass sie auch zugibt, dass es nicht immer leicht ist. Wie sagt sie immer so schön: „Die Heiterkeit muss gelockt werden, Bitterkeit fliegt uns von alleine zu“. Damit kann ich einfach total viel anfangen und auch mit ihrer Unabhängigkeit. Also mir gefällt wirklich ihre Unabhängigkeit und die Dinge klar und einfach ganz realistisch zu benennen und dies auch künstlerisch auszudrücken. Das gefällt mir einfach gut. MEHR LESEN

Natalie: Wie sieht es denn mit dem Thema #Queer-Feminismus oder queeren Zentren aus? Ist das bei euch Thema, wie wird damit umgegangen und gibt es Menschen, die mit diesen Themen auf euch zukommen?

Doreen: Das ist sehr verborgen und das merke ich auch an mir. Also ich habe selbst in der Brennessel einen #Wendo-Kurs gemacht, das ist noch gar nicht so lange her. Da waren so Kärtchen ausgebreitet und es ging um #cisMänner und #cisFrauen und ich habe gedacht: „Was für Frauen?“. Dann dachte ich: „Mein Gott, bin ich noch hinterm Mond!“.  Ich merke, das hat schlicht und einfach mit meiner Lebenswirklichkeit relativ wenig zu tun, geschweige denn hier arbeitsmäßig.  Seitdem merke ich, dass der Fokus auch offener dafür ist, aber es ist tatsächlich was unsere Arbeit hier angeht wenig relevant und eher ein flankierendes Thema. Da sind andere schon Meilen weiter. Also das hat glaube ich auch mit dem Land-Stadt-Gefälle zu tun. MEHR LESEN

Das sind schöne Momente, wo man dann auch wiederum merkt, dass man doch wichtig ist und doch als wertvoll angesehen wird.

Sabine: Wie stellt ihr euch das Frauenzentrum in 20 Jahren vor? Was hofft ihr bleibt, was wünscht ihr euch Neues?

Doreen: Die Frage hat uns sehr inspiriert. Also, viel von dem, was wir hoffen, das es bleibt, hat mit der Verbundenheit in uns, zwischen uns und zu denen, mit denen wir hier zusammenarbeiten zu tun. Was wir uns Neues wünschen, das ist, dass es wirklich einen Ort gibt, wo wir verortet sind. Dass wir ein Haus oder eine Etage oder Räume haben und nicht nur ein mobiles Frauenzentrum sind, sondern dass wir uns dort nochmal ganz anders entfalten können. Es sollten vielfältig nutzbare Räume sein, wo Begegnung und Beratung stattfindet, mit einem geschützten Beratungsbereich, mit Bewegungsräumen,  wo auch Kulturmöglichkeiten sind und ein Café, das einen schönen Außenbereich hat. Wir haben uns vorgestellt, dass es eine Terrasse gibt. Christin hatte letztes Jahr ein Projekt, da ist sie Imkerin im Krügerverein geworden. MEHR LESEN

Natalie: Zum Abschluss stellen wir immer gerne noch eine schöne Frage. Was für Höhepunkte oder persönliche Moment gibt es denn, an die ihr euch sehr gerne erinnert?

Christin: Also wir hatten schon so einige Höhepunkte hier in der Gemeinde. Es waren meistens unsere großen Veranstaltungen zum Beispiel zum Weltfrauentag, da hatten wir eine Cabaret-Veranstaltung im großen Veranstaltungssaal und es sind wirklich viele gekommen. Die Veranstaltung ist echt gut angenommen worden von ganz vielen Leuten aus der Landgemeinde und auch darüber hinaus. Dann hatten wir zwei tolle A-Cappella-Konzerte, einmal mit fünf Frauen und einmal mit sieben Männern. Das war in der Kirche und die war komplett voll. Es war so schön so viele Leute zu sehen, die unserem Aufruf gefolgt sind. Das waren tolle Veranstaltungen. Eins der Konzerte war auch im Rahmen unseres 10-jährigen Geburtstags, wo wir uns auch noch mal vorgestellt haben und eine kurze Ansprache gehalten haben. MEHR LESEN

Natalie: Ist das eine aktuelle Herausforderung, diese Netzwerkarbeit?

Doreen: Ich finde schon. Also es gibt die Online-Formate, da steckt auch Power und Aktivität drinnen, aber trotzdem kommt immer mal eine Kollegin in die #LAG, die sagt: „Unter uns gesagt, es langt jetzt“ und ich kann es verstehen. Also dass sehr engagierte Einzelne weggehen, lässt natürlich nicht das Netzwerk kaputt gehen, aber ich finde es ist eine Herausforderung das wirklich so in der Kraft zu halten. Und diese Netzwerkarbeit dann auch noch nebenbei mit den 15 Stunden zu leisten. Aber da merke ich, das ist mir total wichtig da Zeit rein zu investieren.

Christin: Aber es ist schon manchmal so ein Abarbeiten. Wenn man sich da manchmal ein bisschen mehr Zeit für etwas nehmen könnte, wäre das schon super.

Natalie: Vielen lieben Dank für die Gedanken zur Netzwerkarbeit zum Schluss, für das Gespräch und die Einblicke.

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